Die Sauce – Ketchup, Curry oder doch Masala?
Curry ist sowohl linguistisch wie auch kulinarisch nur schwer zu definieren. Das Hindi-Wort „Curry“ leitet sich vom tamilischen „kaṟi“ ab und lässt sich am ehesten mit „Sauce“ übersetzen. Allerdings bezeichnen Inder mit dem Begriff weder die Sauce noch ein Gewürz. Nein, „Curry“ ist ein Sammelbegriff für sich regional stark unterscheidende Gerichte, die mit einer sämigen Sauce und Masala zubereitet werden. Masalas wiederum sind eben jene Gewürzmischungen, die dem, was wir landläufig als „Curry“ bezeichnen, am nächsten kommen. Folglich ist Curry kein bestimmtes Gewürz und hat auch nicht zwingend etwas mit dem Currybaum zu tun.
Jede Region Indiens hat bestimmte Vorlieben bei der genauen Zusammensetzung und Zubereitung der Gewürzmischungen und Saucen. Die meisten Currymischungen enthalten vor allem das mild-würzige, leicht bittere Kurkuma, das ähnlich wie das wesentlich teurere Safran Gerichten eine gelbliche Farbe verleiht und deshalb auch als Gelbwurz bekannt ist. Auch Kreuzkümmel und Koriander sind in den meisten Mischungen zu einem recht großen Anteil enthalten. Daneben finden unter anderem noch Bockshornkleesamen, Cayennepfeffer, Gewürznelke, Ingwer, Kardamom, schwarzer Pfeffer, Szechuanpfeffer, Muskat, Senf, Rosenpaprika, Zimt und Safran in Currypulvermischungen Verwendung. Was davon in der Original Bochumer Currywurstsauce ist? Das ist genauso wie die exakte Zusammensetzung natürlich ein Geheimnis. Aber eines können wir ja vielleicht doch verraten. In unserer Sauce sind auf jeden Fall die Drei S enthalten: Salz, Senf und Sellerie.
Noch schwerer einzugrenzen als der Begriff „Curry“ ist allerdings der Begriff „Ketchup“, denn hier ist weder die Etymologie noch der eigentliche Ursprung dessen, was wir heute unter Ketchup verstehen, gesichert. Wirklich verbürgt scheint nur zu sein, dass der Begriff „catchup“ erstmals im 17. Jahrhundert in einem englischen Wörterbuch als „feine ostindische Sauce“ beschrieben wurde. Ob das Wort aber nun in Wahrheit einen indonesischen, malaysischen, chinesischen, vietnamesischen oder gar doch einen französischen Ursprung hat, wird wohl nie hinreichend geklärt werden können. Das wirklich bemerkenswerte ist aber, dass Ketchup – ganz gleich, wo es nun herkommt – eines ursprünglich ganz und gar nicht enthielt: Tomaten. Geht es auf das indonesische „kecap“ (=“Sauce“) zurück, bestand es ursprünglich aus fermentierten Sojabohnen. Sowohl das chinesische „kê-tsiap“ als auch die später in England eingehender beschriebene Sauce bestanden primär aus Fisch und Gewürzen.
Tomaten und Essig wurden erst in den USA während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Hauptbestandteile des Ketchups. Heute bilden Tomatenmark, Essig und Zucker die Grundlage für die bei uns gängigen Ketchupvarianten.
Also, was ist unsere Bochumer Currywurstsauce denn nun? Ein Ketchup? Ein Curry? Schlicht eine Sauce? Lecker? Ja, lecker, einigen wir uns einfach darauf.
Vereinigung von Wurst und Sauce
Bei allem Regionalstolz müssen wir doch zugeben, dass die Currywurst nicht im Ruhrpott erfunden wurde, sondern im Berlin der Nachkriegszeit. Herta Heuwer (1913 – 1999) soll demnach als erste aus der „Spandauer ohne Pelle“ und einer selbst entwickelten Sauce einen Imbiss kreiert haben. Wie auch wir behielt sie die exakte Rezeptur für ihre Sauce zeitlebens für sich. Aber nicht nur die spezifische Zusammensetzung der Sauce unterscheidet die Berliner Currywurst von der Bochumer Currywurstsauce.
Die Echte Bratwurst der Fleischerei Dönninghaus wird im Naturdarm gebrüht und später dann im Bratwursthaus gebraten, bis die Pelle aufplatzt. Erst dann schneiden wir die Wurst und geben unsere Sauce dazu. Die „Spandauer ohne Pelle“ wird – wie der Name schon verrät – hingegen ganz ohne Darm gefertigt, was nicht zuletzt an den Bedingungen, unter denen die erste Currywurst entstand, liegt. Kurz nach dem Krieg war Naturdarm nämlich selten und folglich teuer, was der Idee einer preisgünstigen, aber schmackhaften Mahlzeit nicht gerade zuträglich gewesen wäre.
Die Bochumer Currywurstsaucen oder Verschollen im Bermuda3eck
Gerüchten zufolge verschwinden immer wieder Menschen spurlos in einem Gebiet in Bochum, das sich zwischen Schauspielhaus, Hauptbahnhof und Südring befinden soll. Sie gehen beim Konrad-Adenauer-Platz oder beim Engelbert-Brunnen hinein und kommen am anderen Ende nicht wieder heraus. Sie sind wahrhaft im Bermuda3eck verschollen.
Natürlich gibt es die wildesten Spekulationen und Verschwörungstheorien darüber, was mit diesen Menschen passiert ist: Ein Wurmloch, das einen nach Bielefeld transportiert, obwohl diese Stadt bekanntlich gar nicht existiert? Illuminaten? Freimaurer? Reptiloiden? Hat die Dharma-Initiative im Union-Theater eine geheime Station, wo sie an Menschen experimentiert? …nein, das ist natürlich alles völliger Mumpitz. Die Wahrheit ist viel erstaunlicher: Die Menschen sind alle noch da, sie können sich halt nur nicht mehr vom Bratwursthaus wegbewegen. Sie werden im Bermuda3eck von einer Gruppe kulinarischer Wegelagerer gefangen gehalten. Hier eine Liste der Verdächtigen:
Die Currysauce
Die Original Bratwursthaus Currywurstsauce (Jahrgang 1984) ist weit über die Grenzen Bochums und des Ruhrgebiets hinaus bekannt und wird schon lange weltweit gesucht, denn seit 2004 operiert sie auch international. Diese sämig, würzige Sauce ist selten alleine unterwegs. Meist startet sie ihre Überfälle auf die Geschmacksrezeptoren zusammen mit der Echten Bratwurst der Metzgerei Dönninghaus. Neusten Erkenntnissen zufolge besteht die Verdächtige aus Tomatenmark, einer Currymischung, Zwiebeln, Chili, Glucose, Wasser, Branntweinessig, Zucker, Senf, modifizierter Stärke, Kochsalz, Sellerie, anderen Gewürzen und Aromaten. Wenn Sie ihr begegnen sollten, zögern Sie nicht! Greifen Sie zu!
Curry MILD
Die kleine Schwester der Currysauce ist Die Original Bratwursthaus Curry-MILD-Sauce (Jahrgang 2011). Sie setzt weniger auf Schärfe als vielmehr auf fruchtige und süße Milde. Aber Vorsicht! Hat sie es einmal bis auf die Zunge geschafft ist sie nicht weniger tückisch und schmackhaft als ihre große Schwester. Auch Curry MILD besteht vor allem aus Tomatenmark, Glukosesirup, Curry, Branntweinessig, Zucker, modifizierte Stärke, Salz und anderen Gewürzen. Was sie besonders macht sind Apfelmus und Paprika.
Chilisauce
Die Original Bratwursthaus Chilisauce ist eine ganz Scharfe und treibt seit 2010 direkt neben dem Union-Theater ihr Unwesen. Sie tut erst ganz unschuldig und fruchtig, ehe sie sich mit ihrer mexikanischen Geheimwaffe, Chili (daher der Name), auf die Schmerzrezeptoren der Mundhöhle stürzt. Neben mexikanischer Chili machen Pfefferonen, Senf und andere Gewürze diese würzige Sauce so besonders scharf.
Zwiebelsauce
2012 stieß ein bissfester Neuzugang hinzu: Die Original Bratwursthaus Zwiebelsauce. Ursprünglich sollte sich die fruchtige und würzige Zwiebelsauce mit handgeschnittenen Zwiebeln und Tomaten nur kurz im Bratwursthaus aufhalten. Anders als andere für Spezialaufträge angeheuerte Verstärkungen blieb sie aber und man kann sich die Saucenfamilie kaum noch ohne sie vorstellen.